Fast alle Ghanaen träumen davon, nach Europa oder in die USA zu reisen. Wer die Chance hat, ergreift sie. Das sind dann meistens die besser ausgebildeten Mittel- und Oberschichtghanaen, die auch gleich ihr Kapital mitnehmen. Der sogenannte "brain drain" (Abwanderung der Bildungsschicht) war und ist nach wie vor ein Problem, das sich nicht leugnen lässt. Diese Webseite (2006) und eine Rede des Ghanaischen Innenministers (Owusu Ankomah, 2006) liefern Lesestoff für Interessierte. Auch wenn viel Geld durch diese Emigranten nach Ghana geschickt wird und einige sogar wieder zurückkehren, so ist das Problem nicht beseitigt. Ein guter Teil meiner Schüler zieht Emigration ernsthaft in Erwägung.
Zur gleichen Zeit strömen täglich Inder, Libanesen und Chinesen nach Ghana um dort das große Geschäft zu machen. Sie kaufen billig in ihren Heimatländern ein und verkaufen dann in Ghana. Ich möchte gerne ein Beispiel bringen:
Als ich mit einem indischen Geschäftsmann (sein Name ist Gulshan) in Accra über die Wirtschaft und den Markt in Ghana sprach, erfuhr ich etwas über seinen Werdegang. Er kam mit 19 Jahren nach Ghana, um dort Geld zu verdienen und ist jetzt, mit 25 Hauptverantwortlicher für alle Computerverkäufe in Ghana. Inzwischen hat er genug Geld um sich ein Haus in Indien zu bauen und sein Familie zu unterstützen.
Gulshan und ich bei der "Afterhour" auf Labadi Beach.
In Ghana wird aber auch eingekauft: Gold, Kakao und Land. Trotzdem bleibt der Gewinn im Ausland. (Der Wert des Goldes, das in Ghana abgebaut wird, bleibt nur zu 2% in Ghana, leider finde ich die Quelle für diese Zahl nicht mehr, es war irgendein Buch über Ashantigold)
Wenn ich mit Ghanaen diskutiere, wie es dazu kommt, dass Personen von einem anderen Kontinent nach Ghana ziehen um dort zu arbeiten und Geld zu verdienen, während die Ghanaen selbst das Weite suchen, stoße ich meist auf Unverständnis.
Aber nur an der Handelsbilanz Ghanas liegt es nicht, was Ghana in der Aufholjagd auf westliche Standards bremst. Das extreme Stadt-Land-Gefällen ist vielleicht noch viel schlimmer. Während in Accra und anderen größeren Städten der Fortschritt deutlich zu sehen ist, sind die ländlichen Gebiete nach wie vor ohne Stromanbindung, gesicherte Wasserversorgung und Infrastruktur.
Das Hauptquartier von Zain (Osu, Accra), einem neuen ausländischen Mobilnetzanbieter in Ghana
McDonalds, Burger King, CFK? Nein! ChickenNation!
Das Verwaltungsgebäude der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (K.N.U.S.T)
Das Maskottchen des Zivilluftfahrtsdepartments der K.N.U.S.T.
Wasser holen... aber erst wenn der Brunnen freigegeben wird.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag vielleicht einen interessanten "Tapetenwechsel" bietet.
Freitag, 29. Mai 2009
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