Montag, 13. Oktober 2008

Schwestern, Strand und Sklaven

Hin und wieder ist es gut aus der Schule (in der wir auch leben) raus zu kommen und ein bisschen Abwechslung zu haben, um dann wieder voller Enthusiasmus in den Alltagstrott verfallen.

Freitag um Mitternacht ging die Tour nach Cape Coast/Elmina mit einem gemieteten Trotro los.

Natürlich waren wir rechtzeitig um Punkt 12 (in der Nacht) da... also nach "ghana-time" zirka eine Stunde zu früh!


Nachtfahren ist immer mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Am Tag fahren ist aber auch nicht langweilig.

Die Fahrt dauerte zirka 6 Stunden, ehe wir (Martin, Ludwig, ich und Lehrer des DBVTI sowie Father Peter, der Direktor dieser Schule) bei Franziskaner Schwestern kurz Station gemacht haben, um mit ihnen gemeinsam eine Messe zu zelebrieren und Frühstück zu uns zu nehmen.

An der Größe der Augenringe kann man leicht die Anzahl der Schlaglöcher erraten.

Nach dem Frühstück wurde dann der körperlichen Ertüchtigung gefrönt.

Die Franziskaner Schwestern sind in diesem Fall drei polnische Frauen, die ihr Leben ganz der Religion widmen und in einem abgeschiedenen Kloster leben.
Nach Dank und Verabschiedung haben wir den in Nähe befindlichen Kakum-Nationalpark besucht. Auf der Fahrt dorthin habe ich noch mal ein paar Häuser abgelichtet, die für Ghana typisch sind.


In ganz Ghana werden Häuser gerne als Werbeträger benutzt. So bekommt man die Farbe günstiger und verpasst dem Gebäude einen netten Anstrich...


Dieses Haus ist der Stereotyp des "ghanaischen" Baustils:
- ein leichter Kolonial-Touch (viele Säulen, aufwändige Geländer und Balustraden)
- alles wird aus Beton gebaut
- viele Häuser werden nicht fertig gestellt, oder erst sehr spät, sodass jedes Stockwerk anderes aussieht
- TV- und Radioantennen auf Bambusrohren (bei diesem Haus am Dach montiert)

Zurück zum Nationalpark.

Das Beeindruckende an diesem Park waren die Hängebrücken die Meter hoch über dem Boden gespannt sind und sein Klima. Im Regenwald regnet es einfach jeden Tag, während im Rest von Ghana Trocken- und Sommerzeit herrschen. Bei der Abfahrt sind wir aus strömenden Regen in prallen Sonnenschein gefahren.

BEDIWONUA - canarium schweinfurthii
Dieser Baum hält Moskitos auf Distanz und wird zur Parfumproduktion benutzt, da das Holz einen angenehmen Duft verströmt, sobald man es reibt. Dem Duftstoff wird aphrotisierende Wirkung nachgesagt, weshalb der Baum (übersetzt) "Vor-Sex-Baum" heißt.

Recht neben dem Baum (leider kein Foto und kein Name) wuchsen zwei andere Bäume derselben Art, wobei einer (laut Wärter) männlich und einer weiblich war. Der männliche Baum wird benutzt, um die (englisch) pistol oder (twi) womma herzustellen. Der weibliche Baum wird dazu benutzt, den (englisch) mortar oder (twi) wudru zu fertigen. Pistol und mortar werden dazu benutzt, Fufu zu stampfen (siehe älteren Eintrag). Der wudru ist die Holzschüssel und die pistol ist der dicke Stab der zum stampfen benutzt wird.



Die hohen Hängebrücken, die oft ein gewissen Gottesvertrauen erfordern.


Zum Thema Wald: Auch in Ghana werden die Wälder immer kleiner, obwohl Ghana im Bereich Nachhaltigkeit sogar erste schon erste Schritte in die richtige Richtung macht. Das Holz in Ghana, ist stets von bester Qualität. (Für den Gebäudebau wird jedoch Bambus benutzt). Tiekholz wächst überall wie Unkraut. Außerdem finden viel der Bäume Anwendung in der Medizin (ich habe einen Baum gekostet, dessen Zweige zum Zähneputzen verwendet werden und den Mund desinfizieren. Dementsprechend bitter schmeckt's auch.) oder werden zur Parfüm verarbeitet.

Weiter ging es nach Fort Elmina, wo wir mit einer geführten Tour ein bisschen Geschichte vermittelt bekommen haben. (Auch wenn ich kein Freund solcher "guided tours" bin, muss ich gestehen, dass ich diese Führung sehr genossen habe da ich ein paar Dinge erfahren habe, die in keinem Reiseführer steht). Die Geschichte dieses Ortes ist genauso tragisch wie blutig. Was ursprünglich als Warenhaus gebaut worden ist, ist für den Sklavenhandel umfunktioniert worden und ist heute Touristenattraktion und UNESCO-Weltkulturerbe.

Wer mehr erfahren will, kann auf Wikipedia über Cape Coast und Elmina nachlesen.

Dieses Kommentar kündigt an, dass für die nächsten Fotos keine Kommentare zu erwarten sind.











Dieses Foto zeigt mich und Agogo (sein echter Name ist Evans, aber durch seine Ähnlichkeit zu einem populären Fußballspieler, wird er nur noch Agogo genannt).

Danach war endlich Entspannen angesagt: ein herrlicher Strand, sauberes Wasser und gutes Essen (der Fisch ist phänomenal. Und ich esse eigentlich keinen Fisch.)
Nachher ging's zurück ins Projekt um den Sonntag für die Vorbereitung zu nutzen.

Samstag 00:00 – Sonntag 01:00 = 25 Stunden
2 x 6 Stunden Fahrt = 12 stunden
13 Stunden für Fort Elmina/Freizeit/Besuch der Franziskaner Schwerstern/Nationalpark

Vom Strand gibt's leider nicht so viele Fotos, weil wir mit Schwimmen und Schlemmen beschäftigt waren.

Zurück in den Alltag.

Keine Kommentare: