Jetzt aber! Auf zum Strand! Als erstes nach Kokrobite (angeblich von „krokodile bite“ abgeleitet). Kokrobite ist für seine schönen Strände, bunten Fischerboote und die vielen Rastafarians in dieser Gegend bekannt.
Jajajajaaaaa! Gleich da!
Rastafarians sind leicht an den Rastazöpfen (verfilzte Haarstränge) zu erkennen und haben den Ruf das Leben so unbeschwerlich wie möglich zu führen.
Atta & Atta... so heißen alle Zwillinger
Das ist die Schwester der beiden Attas. Narben und Tätowierungen in Gesicht sind in Ghana üblich, da sie die Stammeszugehörigkeit zeigen. Inzwischen ist es in der Gesellschaft immer weniger verankert.
Wir haben im „Black Stone“ Quartier bezogen.
Das "Black Stone". Ein Hotel am Tourismus-Hot-Spot Kokrobite Beach
Für günstigen 8 Cedis bekommt man ein Doppelbett und vier Wände drumherum. Eine Türe und ein Fenster sind inklusive. Dusche und Klo werden durch die patentierte Kübelmethode betrieben.
Duschen in trauter Zweisamkeit
Ein funktionierender Ventilator ist Glückssache (Es stellt sich die Frage ob angedrehte Ventilatoren in dem Zustand wie sie in diesen Räumen anzutreffen sind wirklich als Glück zu bezeichnen sind). Das Essen im Black Stone ist ebenfalls voll und ganz von der Laune Fortuna’s abhängig. Am ersten Abend hatten wir ein wirklich ausgezeichnetes Fufu (für einen Ghana Cedi), am zweiten Abend war das Fufu nicht zu essen(ebenfalls für einen Ghana Cedi).
Für ein Vielfaches kann man in „Big Milly’s Backyard“ speisen, das 2 Minuten zu Fuß entfernt ist und dessen Strand wir benützt haben.
Die Zielgerade zum Strand
Die Speisekarte und die Preise sind an europäische Gaumen und Geldbörsen angepasst. Auch die Souvenirstände am Strand (die von Rastafaris betrieben werden) haben europäisches Preisniveau (d.h. die Andenken kann man nach ein bisschen Feilscherei um den halbe Preis bekommen). Rekordverdächtig war ein kleines Mädchen, das uns Wasser für 50 Pesawas verkaufen wollte. Das ist das Zehnfache vom Normalpreis, der sonst überall in Ghana verlangt wird. Sobald man aber zu verstehen gibt, dass man mit dem ghanaischen Preisen vertraut ist, bekommt man die normalen Preise.
In solchen Situationen kommt es zum „Gewissenskonflikt“: einerseits sind 50 Pesawas für europäische (also auch meine) Verhältnisse ein lächerlicher Preis und ich könnte ihn mühelos bezahlen. Damit bräche mir kein Stein aus der Krone und für das kleine Mädchen wär’s eine große Hilfe. Ich würde also meinen Reichtum (oder besser: mein Glück in Europa geboren zu sein) teilen. Andererseits würde ich das Image des reichen, weißen Mannes ,der keine Sorgen hat, fördern, wenn ich mich nicht um den Preis scheren würde. Genau dieses Image ist es aber, das die Arbeit aller Volontäre erschwert, Freundschaften im Vorhinein verhindert und schöne Momente in anstrengende Diskussionen um Geld verwandelt.
Ein Fischer, der seiner harten Arbeit nachgeht, während Touristen ihm dabei zusehen
Am Strand lernte ich John und Isaak kennen, zwei Brüder, die ein Hotel am Strand betreiben. An diesem morgen bin ich um fünf Uhr aufgestanden und habe mich mit den Fischern unterhalten, die am Strand die Netze flicken. Als ich danach den Strand entlang gewandert bin, ging ich auch an einer großen Menschenansammlung vorbei. Für Gewöhnlich bilden sich solche Trauben, wenn die Fischer die Fische verkaufen und die Marktfrauen den Fang begutachten und erwerben. Als ich einen Blick darauf werfen konnte sah ich, dass es sich um einen ertrunkenen Ghanaen handelt, der mit einem Tuch und Zweigen bedeckt wurde. Alle Menschen standen herum, ein paar diskutierten. Erst später kamen die Verwandten. Als ich zurück ging wurde ich von John angesprochen, mit dem ich ursprünglich gar nicht reden wollte.
Ihr Hotel ist bis jetzt noch nicht fertig gebaut ist und es hat noch keinen Namen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es „Crown Prine & Me“ heißen. Ich plädiere zwar nach wie vor auf „Pink Pather“ (das Hotel ist pink angestrichen) aber „Crown Prince & Me“ hat durchaus seine Berechtigung, da Isaak der Mann der Dorfkönigin ist.
"Crown Prince & Me"; Außenansicht
"Crown Prince & Me"; Innenansicht
"Crown Prince & Me"; Baustellen- oder Küchenansicht
"Crown Prince & Me"; Balkonansicht
Die Zimmer kosteten für uns 10 GHC (Freundschaftspreis!) pro Nacht (also 5 pro Person da es Doppelzimmer sind), exklusive Mahlzeiten. Das Abendessen war ein zweifelhaftes Vergnügen, aber das Frühstück (Omlet TwoTwo, so etwas Ähnliches wie „french toast“) war ausgezeichnet. Das Tolle an diesem Hotel ist, dass die Türen und Fenster mit Metallrahmen gemacht sind, damit keine Moskitos in den Raum können. Die Zimmer sind sehr sauber, die WCs funktionieren (noch) mit der Kübelmethode.
An diesem Punkt möchte ich noch eine kleine Anekdote erzählen:
Ich habe eine Metallfigur von Micheal Bünker (Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich) bekommen, bevor ich nach Ghana gefahren bin. Jede dieser Figuren hat einen eigen Geschichte oder stellt ein Sprichwort (engl.: proverb) dar. Die Figuren werden hauptsächlich in der Voltaregion (sie befindet sich im Osten des Landes) und der Ashantiregion (zentral gelegen) hergestellt. Meine Figur stellt einen Mann dar, der mit einer Hand eine Kugel trägt und mit der anderen Ausschau nach dem Vogel hält, der auf einem Baum sitzt.
Ein Bild sagt doch mehr als tausend Worte
Die Geschichte zu dieser Figur habe ich von John (dem Besitzer des „Crown Prince & Me“ Hotels in Kokrobite) erzählt bekommen:
Zu Beginn leben alle Wesen in einer Hütte und schliefen am Boden. Ihr König war ein Mensch und sie lebten alle friedfertig neben einander. Doch dann wurde das Wasser knapp und die Tiere mussten einen Brunnen in den harten Boden graben. Alle Tiere halfen mit so gut es ging, nur der Falke verweigerte die Zusammenarbeit. Während die anderen arbeiteten, flog er zum nächsten Wasserloch und trank dort, bis sein Durst gestillt war. Als ihn der König darauf ansprach, spottetet der Vogel sagte: „Ich habe Flügel und bin frei! Ich fliege wohin ich will und trinke Wasser wann und wo ich will! Ich werde euch nicht helfen!“ Der König musste das Wohl oder Übel zur Kenntnis nehmen, erinnerte den Vogel aber daran, dass er dann kein Recht hätte den neuen Brunnen zu benutzen.
Als der Brunnen fertig war, konnten wieder alle Tiere trinken nur der Vogel musste immer weiter Strecken fliegen, um an Wasser zu kommen. Als das Wasser im Brunnen über Nacht immer weniger wurde ohne, dass eines der Tiere davon trank, wurden die Schildkröte und die Schlange als Wachen aufgestellt. Sie entdeckten den Falken, als er Nächtens zum Brunnen kam, davon trank und sich mit dem Wasser erfrischte. Die Schlange und die Schildkröte meldeten das dem König, der den widerspenstigen Vogel zu sich rief um ihn zu dem Thema zu befragen. Im Laufe des Gesprächs wurden die Lügen den Vogels immer fadenscheiniger und schlechter bis er gestand. Der König verbannte ihn aus dem Haus und verbot ihm, aus dem Brunnen zu trinken.
Der Vogel war über seinen Hochmut und die Demütigung so beschämt, dass er nie wieder am Boden schlafen konnte, sondern immer in den Baumkronen übernachtete.
Diese Geschichte erklärt, warum Vögel auf Bäumen und nicht am Boden schlafen.
John (gut erkennbar) mit meiner Figur (weniger gut erkennbar) vor seinem Hotel (unverkennbar)
Nach Kokrobite sind wir nach Brenu Beach gefahren. Dort gibt es ein nettes kleines Hotel, das direkt am Meer zwischen ein paar Fischerdörfern liegt. Viel Strand, wenig Menschen, viel Entspannung, wenig Betten (zu fünft in ein einem Doppelbettzimmer), viel Ausgaben (das Essen dort ist teuer!), wenig Weihnachten. In Ghana wird Weihnachten weniger gefeiert als Silvester.
Am 27.12 habe ich mich dann auf den Weg nach Accra gemacht um meine Familie vom Flughafen abzuholen. Mit 2 Stunden Verspätung habe ich dann endlich meine Mutter und meine Schwester getroffen. Wir haben uns in Osu (ein Bezirk im Zentrum Accras) einquartiert und eine Nacht dort verbracht, ehe wir am nächsten Tag die Honorarkonsulin von Österreich besucht haben. Mrs. Smith ist stets um die Österreicher (und im Notfall auch um Bürger anderer Nationalität) in Ghana bemüht und macht weit mehr als im „Aufgabenkatalog“ einer Honorarkonsulin steht. An dieser Stell möchte ich mich für das großartige Engagement und die Unterstützung während des Aufenthalts meiner Familien in Ghana bedanken. Grundsätzlich ist es nicht schlecht bei der Ankunft in Accra (nach vorherigen Kontaktaufnahmen natürlich) im Konsulat vorbeizuschauen, das vom Flughafen mit 15 Minuten Fahrt zu erreichen ist und Passkopien zu machen sowie Notfalltelephonnummern auszutauschen. Nach dem Besuch sind wir (meine Mutter, meine Schwester und ich) nach Brenu gefahren, wo ich das Hotel gebucht habe. Brenu liegt drei bis vier Fahrtstunden westlich von Accra in der Nähe von Elmina, einem der geschichtsträchtigsten Orte Ghana (mehr Informationen sind in früheren Blogeinträgen zu finden).
Samstag, 10. Januar 2009
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